Rein charttechnisch sind die Aufwärtstrends weiterhin in Takt. Jedoch sind Ermüdungserscheinungen auch an der amerikanischen Leitbörse zu sehen. Zu erkennen ist dies an der Bereitschaft der Anleger gegen Schluss der Börsensitzungen der letzten Tage immer häufiger Gewinne mitzunehmen. Auch die Marktbreite nimmt immer mehr ab, so dass die Aufwärtstrends bzw. die scheinbare Stabilität nur noch von immer weniger Titeln getragen wird. Dass ein Impuls schon bald stattfinden könnte, ist an den sich verengenden Handelsspannen vor allem im amerikanischen Aktienindex S&P-500 zu erkennen.
Was den DAX anbetrifft, so sind die Kräfte nach oben hin ebenfalls weitgehend erschöpft und Rücksetzer bis ca. 11.900 DAX-Punkten in den nächsten wenigen Wochen wahrscheinlich. Der Abstand zur 200-Tage-Durchschnittslinie ist mit ca. 11% ebenfalls sehr hoch und schreit nach einer Abkühlung. Erst ein Abtauchen des DAX unter die 11.850 DAX-Punkte würde zu einem wesentlich größeren Abwärtspotential führen. Soweit wird es aber wohl in den nächsten Monaten nicht kommen.
Zwei Tage sind in dieser verkürzten Woche ökonomisch betrachtet erwähnenswert. Zum einen die Veröffentlichung der Konjunkturerwartungen durch das ZEW am morgigen Dienstag bei uns in Deutschland. Sollte er dem bereits veröffentlichten ifo-Geschäftsklima-Index folgen, so müsste er ansteigen; vielleicht reagiert er aber auch auf den bereits leicht zurückgegangenen US-Einkaufsmanagerindex. Im März war der ZEW-Barometer jedenfalls noch um 2,4 Punkte auf 12,8 Punkte gestiegen.
Am Donnerstag dann beginnt langsam die US-Berichtssaison mit der Vorstellung der Ergebnisse von drei US-Banken, JP Morgan Chase, Wells Fargo und Citigroup.
Grundsätzlich werden uns natürlich in den nächsten Monaten weitere Probleme begleiten und für höhere Schwankungen sorgen. So z.B. die Instabilität der Eurozone, die Immobilienblase in China, die Zentralbankpolitik oder auch höhere Inflationsraten. Gut möglich allerdings, dass sich die politische Situation entspannt, wie erste Umfragen vor der Wahl in Frankreich zeigen oder das Wahlergebnis in den Niederlanden andeutet. Auch die Inflation befindet sich noch deutlich unter der 2%-Grenze in der Eurozone. Zudem ist aktuell davon auszugehen, dass die Notenbanken weiterhin vorsichtig werden agieren müssen.